RPZ Impulse 2022: Die umstrittene Konfessionalität
Ferdinand Herget



Die Konfessionalität des Religionsunterrichts ist umstritten, weil sich inhaltliche Bestimmung und Subjektorientierung zu widersprechen scheinen. Unter Rückgriff auf das Persondenken von August Brunner wird untersucht, wie dieser Widerspruch auflösbar ist. Ausgangspunkt ist die Unterscheidung von Dingerkenntnis als naturwissenschaftlichem Erkennen und Personerkenntnis als Erkenntnisform des zwischenpersonalen Bereichs. Grundfall der Personerkenntnis ist der Dialog. Seine Strukturteile sind die Offenbarung als freie Selbstmitteilung, der Glaube als zustimmende Annahme und Konfessionalität als Sichtbarmachen der Zustimmung. Sie sind schon Bestandteil jeder nichtreligiösen Kommunikation. Die Kommunikation im religiösen Bereich überbietet den natürliche Dialog, indem sie eine absolute Anerkennung des anderen einschließt. Daraus leiten sich für die Begründung und die Gestaltung des Religionsunterrichts weitere Annahmen ab, dass 1. Konfessionalität und Subjektorientierung im Dialog konspirieren, 2. das Persondenken Bestandteil schulischer Bildung sein soll, 3. dass der Religionsunterricht durch die Thematisierung der Absolutheit der Person einen eigenständigen und unverzichtbaren Beitrag zur schulischen Bildung leistet, 4. dass das Persondenken inhaltlich und methodisch im Religionsunterricht gefördert werden kann sowie 5., dass das Persondenken eine Offenheit für unterschiedliche Weltsichten ermöglicht.

 

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