RPZ Impulse 2010
Ferdinand Herget, Der Europäische Qualifikationsrahmen: Vehikel eines neuen Bildungsverständnisses oder Instrument zur Schaffung eines Europäischen Bildungsraums?
Die Europäische Union (EU) will die „Humanressource“ Bildung besser ausschöpfen, um im globalen wirtschaftlichen Wettbewerb zu reüssieren und die europäische Identität zu fördern. Ein Mittel dafür ist der europäische Bildungsraum, der die Mobilität der Arbeitnehmer, damit den Transfer von Wissen und Können innerhalb der EU, und das gegenseitige Verstehen verbessern soll. Das erfordert auch, alle auf welchem Weg auch immer erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten transparent und vergleichbar zu machen.
Der Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) soll das leisten, weil er für Qualifikationen das darstellt, was der Euro für den Wirtschaftsraum ist: die ‘Umrechnungsbasis‘ für alle Lernleistungen. Der EQR ist eine Kriterienkatalog zur qualitativen Unterscheidungen von Lernleistungen entsprechend ihrer Komplexität und ihrer Befähigung zu Verantwortung und Selbständigkeit. Dieser Katalog ist das Ergebnis umfänglicher bildungspolitischen Diskussionen in der EU, bei dem politisch-pragmatische Setzungen den wissenschaftlich-theoretischen Dialog dominierten. Bislang ist die weitgehende Umwälzung der bildungspolitischen Rahmenbedingungen von den Kirchen und der religionspädagogischen Diskussion nur oberflächlich zur Kenntnis genommen worden.